Gehle und Windhorst: „Ohne die Widerspruchslösung wird es nicht gehen“
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) fordert vor dem diesjährigen Tag der Organspende, der am kommenden Samstag unter dem Motto „#Zeit, Zeichen zu setzen“ steht, die schnelle Einführung der Widerspruchslösung.
„Ohne die Widerspruchslösung wird es nicht gehen, die Zahl der Organspenden zu erhöhen, was angesichts der langen Warteliste für ein Spenderorgan aber dringend notwendig ist“, sagt ÄKWL-Präsident Dr. Hans-Albert Gehle. Der Transplantationsbeauftragte der Kammer, Ehrenpräsident Prof. Theodor Windhorst, ergänzt: „Über Jahre wurden die schwerstkranken Menschen, die auf ein lebensrettendes neues Organ hoffen müssen, sträflich im Stich gelassen.“ Die Widerspruchslösung sei eine gezielte und gerechte Regelung, die den einzelnen Menschen einbinde, aktiv Stellung zu beziehen. Beide begrüßen die Initiative von NRW-Gesundheitsminister Laumann, der sich gemeinsam mit weiteren Bundesländern ebenso für eine Widerspruchslösung bei der Organspende einsetzen will.
In Deutschland stehen knapp 9.000 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan, in Nordrhein-Westfalen sind es etwa 1.800. Ein Problem: Laut einer Analyse der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) liegt lediglich in 15 Prozent der Fälle von möglichen Organspenden eine vorab getroffene, schriftliche Entscheidung der Verstorbenen vor. Gehle: „Die Angehörigen sind in dieser schwierigen Lage des Abschieds völlig überfordert, eine Entscheidung pro Organspende zu treffen. Hatte der Verstorbene aber eine positive Einstellung zur Organspende und ist dies dokumentiert, erleichtert das die Situation für alle Beteiligten.“ Bei der Widerspruchslösung positioniere sich ein Mensch zu Lebzeiten beim Thema Organspende und nehme so den Druck von den Angehörigen, nach seinem Tod über eine Spende entscheiden zu müssen.
ÄKWL-Ehrenpräsident Windhorst sagt deutlich: „Jahrelang wurde gesundheitspolitisch der Tanz um das Goldene Kalb `Zustimmungslösung` aufgeführt, aber zu einer großen Entlastung auf der Warteliste hat das nicht geführt. Im Gegenteil: Immer wieder müssen wir Rückgänge bei den Spenderzahlen verzeichnen. Wir brauchen dringend eine Reform der bestehenden Regelungen.“
Dazu gehöre neben der Einführung der Widerspruchslösung auch die zügige Freischaltung des im Aufbau befindlichen Organspende-Registers beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. „Ein Weiter-so gefährdet das Leben tausender Menschen auf der Warteliste“, sagt Windhorst. „Es ist jetzt die Zeit für ein Zeichen der Umkehr.“
Die Menschen müssten bei der Organspende Farbe bekennen. Da dies ein sehr heikles und emotionales Thema sei, so Gehle und Windhorst, müssten die Bedenken und Sorgen vieler Menschen ernst genommen werden. Viele Ängste ließen sich aber ausräumen. Hilfreich dabei sei eine breite gesellschaftliche Diskussion. Gehle abschließend: „Der Tag der Organspende ist dafür ein guter Tag.“