„Hitzeschutz für alle“
Unter dem Motto „Hitzeschutz für alle“ ruft anlässlich des Hitzeaktionstags ein breites Bündnis aus Akteuren des Gesundheitswesens und weiterer Organisationen dazu auf, Hitzegefahren noch ernster zu nehmen und den gesundheitsbezogenen Hitzeschutz konsequent umzusetzen. Wie aus einer aktuellen Auswertung hervorgeht hat Deutschland aufgrund der Klimakrise in den vergangenen zwölf Monaten rund doppelt so viele extreme Hitzetage erlebt, wie es ohne die Erderwärmung der Fall gewesen wäre.
Der gemeinsamen Initiative von Bundesärztekammer, Deutscher Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG), AWO Bundesverband, Deutscher Krankenhausgesellschaft, Deutschem Pflegerat, GKV-Spitzenverband und der Klima-Allianz Deutschland haben sich 87 Institutionen und Verbände angeschlossen. Darunter beteiligen sich auch große Verbände außerhalb des Gesundheitssektors wie die Bundesarchitektenkammer oder der Deutsche Olympische Sportbund, um auf die Hitzegefahren und notwendige Maßnahmen für gesundheitlichen Hitzeschutz in allen Sektoren hinzuweisen.
Hitze ist das größte durch die Klimakrise bedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland. Sie kann für alle gefährlich werden und das Risiko wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Doch das Bewusstsein für die Gefahren von Hitze und die Maßnahmen zum Schutz, insbesondere für gefährdete Personen, sind in der Bevölkerung und in der Politik noch unzureichend. Der Hitzeaktionstag soll einen Beitrag dazu leisten, das zu ändern.
Gemeinsam fordert das Bündnis daher:
- Hitzeschutz vor Ort muss als Aufgabe verbindlich gemacht und ausreichend durch Bund und Länder finanziell und personell unterstützt werden.
- Die Anpassung an den Klimawandel muss bei Investitionen grundsätzlich berücksichtigt werden, um die Resilienz des Landes zu stärken.
- Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen müssen bei der Entwicklung und Umsetzung der Hitzeschutzstrategien eingebunden werden.
- Der Hitzeschutzplan des Bundesministeriums für Gesundheit muss sektorenübergreifend weiterentwickelt und umgesetzt werden.
- Hitze muss als zentrale Herausforderung in den Katastrophenschutz integriert werden.
- Ein umfassendes Klimaschutzsofortprogramm zur Einhaltung der gesetzlich verankerten Klimaschutzziele muss vorgelegt werden.
Politischer Forderungskatalog zum Hitzeaktionstag 2025
Zum Hitzeaktionstag 2025 erklären
Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer
„Hitzewellen gefährden Menschenleben – und sie werden häufiger, länger und intensiver. Darauf müssen wir uns vorbereiten. Was Deutschland dringend braucht, sind verbindliche Hitzeschutzpläne, klare Zuständigkeiten und gezielte Unterstützung für besonders gefährdete Menschen. Wir Ärztinnen und Ärzte stehen bereit – aber wir können das nicht allein leisten. Denn Hitzeschutz beginnt nicht erst in Arztpraxen und Krankenhäusern, sondern in den Städten, Schulen, Unternehmen, Pflegeeinrichtungen – und in jedem Zuhause. Daher müssen Politik, Kommunen und Gesellschaft gemeinsam handeln.“
Prof. Dr. Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKG
Hitzeschutz ist ein zentrales Thema in der Klimaanpassung des Gesundheitswesens und darf keine Frage einer einzelnen Organisation sein. Nur sektoren- und stakeholderübergreifende Umsetzung garantiert den bestmöglichen Erfolg. Für unsere Krankenhäuser sind die immer längeren Hitzeperioden und ihre Folgen ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Bereits jetzt setzen sie Maßnahmen zum Patienten- und Mitarbeiterschutz um. Sie stellen aber fest, dass Klimawandel und -anpassung eine personelle und finanzielle Herausforderung darstellen, da Fachkräfte rar sind und der überwiegende Teil der Hitzeschutzmaßnahmen nicht im Finanzierungssystem vorgesehen ist. Krankenhäuser benötigen ein Klimaschutz- und Klimaanpassungsprogramm, das den enormen Anforderungen bei Umbau und Sanierung der oft sehr alten Gebäude gerecht wird. Nur so können die Kliniken ihr Potenzial zum Schutz der Patientinnen und Patienten sowie Beschäftigten vor den Folgen des fortschreitenden Klimawandels bestmöglich ausschöpfen.
Jana Luntz, Präsidiumsmitglied Deutscher Pflegerat
„Hitze kann tödlich sein – vor allem für ältere, kranke und pflegebedürftige Menschen. Pflegefachpersonen sind oft die Ersten, die warnen, handeln und schützen. Deshalb braucht es endlich verbindliche Strukturen, die ihre Expertise in Hitzeschutzplänen ernst nehmen und stärken. Klimaschutz ist auch Gesundheitsschutz – und der beginnt bei der Pflege.“
Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes
„Als gesetzliche Krankenversicherung übernehmen wir beim Hitzeschutz Verantwortung. Mit ihren Präventionsangeboten unterstützen die Krankenkassen Versicherte, Verantwortliche in Lebenswelten und Betrieben sowie Kommunen beim Hitzeschutz. Hitzeaktionspläne müssen als Teil der Klimaanpassung als kommunale Aufgabe gesetzlich verankert und von Bund und Ländern finanziell und personell unterstützt werden. Nur so können Kommunen Hitzeaktionspläne entwickeln und umsetzen, an denen alle relevanten Partner - auch die Krankenkassen - beteiligt sind und die weit über den Hitzeaktionstag hinaus wirken“.
Kathrin Sonnenholzner, Vorsitzende des Präsidiums AWO Bundesverband
„Als Arbeiterwohlfahrt verstehen wir uns als Sozialanwältin für benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Ihre Bedürfnisse müssen besonders in den Blick genommen werden und Hitzeschutzmaßnahmen ihnen zugutekommen. Denn die Klimakrise ist ungerecht: Insbesondere diejenigen, die unterdurchschnittlich zu ihr beigetragen haben, leiden oft am stärksten unter den Auswirkungen. Gleichzeitig haben sie weniger Ressourcen sich entsprechend zu schützen. Hier müssen wir deshalb gemeinsam aktiv werden!“
Dr. Martin Herrmann, Vorstandsvorsitzender von KLUG
Die Gesundheitsgefahren durch Hitze nehmen als Folge der Klimakrise weiter zu. Daher müssen wir gesundheitlichen Hitzeschutz in alle Infrastruktur-, Bau- und Stadtentwicklungsmaßnahmen integrieren und Klimaschutz als wichtigstem Gesundheitsprojekt unserer Zeit Priorität geben.
Stefanie Langkamp, Geschäftsleitung Politik der Klima-Allianz Deutschland:
„Überall sind die Böden staubtrocken, der Grundwasserspiegel sinkt und die Wälder leiden. Dürren und Hitzetage, aber auch Überschwemmungen und Waldbrände bedrohen nicht nur die Natur, sondern auch unser Leben. Sie kosten uns außerdem Milliarden, ob im Gesundheitssystem, in der Landwirtschaft oder in der Industrie. Gut gemachter Klimaschutz ist für uns alle deutlich günstiger als Nichts zu tun. Nach dem Klimaschutzgesetz ist die Bundesregierung verpflichtet, bis Ende September ein wirksames Klimaschutzprogramm vorzulegen. Wir erwarten von der neuen Bundesregierung, dass sie Wort hält: Sie muss das Sondervermögen für Klimaschutz nutzen, um unser Leben und unsere Zukunftsaussichten zu verbessern.”