Jeder Tag kostet Leben! Ärztekammer Berlin fordert Widerspruchslösung bei Organspenden

Berlin

Etwa 8.500 Menschen warten in Deutschland derzeit auf ein Spenderorgan. Einige von ihnen werden vergeblich warten. Auch wenn die Bereitschaft zur Organspende in der Bevölkerung hierzulande laut einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hoch ist, sind die Zahlen seit 2010 doch rückläufig. Die Widerspruchslösung könnte zu mehr Organspenden führen, ist die Ärztekammer Berlin überzeugt. Anlässlich des Tages der Organspende am 3. Juni 2023 fordert sie daher den Gesetzgeber zu deren Einführung auf.

„Die gesetzliche Regelung der Entscheidungslösung ist nicht nur gescheitert, sondern sie bewirkt großes Leid bei denen, die teils über Jahre auf eine Organspende warten müssen. Wir müssen uns eingestehen: Der deutsche Weg ist gescheitert“, resümiert PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin.

Mit Blick auf den Anteil an Organspender:innen pro eine Million Einwohner:innen europaweit gibt es in Deutschland vergleichsweise wenige Organspenden. Die Widerspruchslösung ist die am meisten verbreitete Regelung zur Organspende in Europa. Sie gilt unter anderem in Frankreich, Irland, Italien, Österreich, Spanien und in zwölf weiteren europäischen Ländern – in Deutschland jedoch nicht. Wer nicht vor seinem Tod widerspricht, wird automatisch Organspender:in, so die Widerspruchsregelung. „Es ist Zeit für den europäischen Weg“, unterstreicht Bobbert.

Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) wurden 2022 von 869 Verstorbenen Organe entnommen. Das sind 6,9 Prozent weniger als 2021. Einen Organspendeausweis mit Zustimmung fand man bei 22,4 Prozent der Verstorbenen – bei 6,8 Prozent gab es eine schriftliche Ablehnung. Rund 80 Prozent der Ablehnungen fußten auf dem von Angehörigen vermuteten Willen oder auf der ablehnenden Haltung der Angehörigen.

„Viel zu viele Menschen warten vergeblich auf ein für sie passendes Organ. Trotz umfangreicher Aufklärung der Bevölkerung und einer allgemeinen Zustimmung von 84 Prozent, sprechen sich 80 Prozent der Angehörigen, wenn kein Spendeausweis vorliegt, gegen eine Organspende aus. Hier kann nur die Widerspruchslösung Abhilfe schaffen“, sagt Dr. med. Matthias Blöchle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin.

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