Medizinische Versorgung in Sachsen-Anhalt im Wandel
Magdeburg - Was braucht es, um Sachsen-Anhalt auch in Zukunft flächendeckend und umfassend medizinisch zu versorgen? Ausreichend Ärzte und Medizinische Fachangestellte, betonen Dr. Jörg Böhme, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA), und Prof. Uwe Ebmeyer, Präsident der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, unisono. In Zeiten von Ärztemangel und Personalnot, Digitalisierung und Pandemiebewältigung eine besondere Herausforderung. Beim diesjährigen „Grillen bei Doctor Eisenbarth“ am 7. September 2022 geht es um das Thema „Medizinische Versorgung in Sachsen-Anhalt im Wandel“. Dazu wurden Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Ärzteschaft eingeladen.
„Es braucht bundesweit mehr Medizin-Studienplätze, damit es kurzfristig mehr Medizinstudierende und langfristig mehr Ärzte gibt. Wir haben in Deutschland jetzt so viele Medizin-Studienplätze wie alleine in Westdeutschland vor der Wende. Nach 1990 gab es noch eine Ärzteschwemme. Doch davon ist nichts mehr geblieben, es herrscht fast überall Ärztemangel, vor allem in der Fläche. Hier ist die Politik gefordert, endlich zu handeln“, sagt Dr. Jörg Böhme. Die KVSA weist bereits seit 20 Jahren immer wieder öffentlich auf den erwarteten Ärztemangel hin.
Aktuell sichern in Sachsen-Anhalt rund 4300 Ärzte und Psychotherapeuten die ambulante Versorgung ab, etwa 325 Stellen sind unbesetzt. Besonders prekär ist es bei den Hausärzten: Ende 2000 waren es noch 1660, Mitte 2022 nur noch 1459 praktizierende Hausärzte – derzeit sind 267 Hausarzt-Stellen offen. Aufgrund der Altersstruktur der Hausärzteschaft in Sachsen-Anhalt ist absehbar, dass sich die Lage weiterhin deutlich verschlechtern wird.
„Es braucht bessere Arbeitsmodelle wie beispielsweise die Teilzeit, die selbstverständlich auch bei allen im Gesundheitswesen Tätigen immer größeren Zuspruch findet“, fügt Prof. Uwe Ebmeyer hinzu. „Für die Gewinnung von medizinischem Nachwuchs benötigt man bessere Rahmenbedingungen für attraktive Ausbildungs-, Arbeits- und Weiterbildungsplätze.“
Für die Ärztekammer und die Kassenärztliche Vereinigung ist es daher entscheidend, dass ein Ärztemangel dann nicht mehr nur an der Anzahl des medizinischen Personals festgemacht werden kann. Zugleich werden die Krankheiten komplexer und die Menschen älter und multimorbider. Die Ressource Arztzeit wird damit weiter stark gefragt sein.
Um das Interesse an einem Medizinstudium im Land möglichst zeitig zu wecken und Interessierte bei der Vorbereitung zu unterstützen, haben Kassenärztliche Vereinigung und Ärztekammer in Kooperation mit dem Landesbildungsministerium im Mai 2022 erstmals für Schüler die Online-Veranstaltung „Raus aus der Schule und rein in die Medizin“ angeboten. Aufgrund der positiven Resonanz wird es Fortsetzungen geben. So sollen mehr Abiturienten aus Sachsen-Anhalt hier Medizin studieren und im Anschluss in Sachsen-Anhalt tätig werden.
Ein weiteres neues gemeinsames Projekt steht bereits in den Startlöchern: Die Initiative „Arzt in Sachsen-Anhalt“ bündelt zentrale Informationen und Fördermöglichkeiten rund um eine ambulante und stationäre Arzt-Tätigkeit in Sachsen-Anhalt. Damit wendet sich die Initiative nicht nur an Medizinstudierende, sondern an alle Personen, die an einer ärztlichen Tätigkeit in Sachsen-Anhalt interessiert sind.