Solidarität ist das Gebot der Stunde
Hannover - Die Sorge um die vielen Menschen, die jetzt nach dem Angriff auf die Ukraine aus dem Land flüchten, erkranken oder durch die Kriegshandlungen verletzt werden, stand im Mittelpunkt des jüngsten Live-Talks der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN). Zu Gast im ÄKN-Studio waren Dr. med. Anja Fröhlich, die selbst viele Male an Auslandseinsätzen der Ärzte-Organisation humedica weltweit teilgenommen hat, und der Herzspezialist Professor Dr. med. Axel Haverich von der Medizinischen Hochschule Hannover.
Angesichts der Lage in der Ukraine sei es das Gebot der Stunde, Solidarität zu zeigen, forderte Fröhlich, die als Internistin in Hannover in einer Gemeinschaftspraxis niedergelassen ist. Die auslandserfahrene Ärztin lobte das Sicherheitskonzept der Ärzte-Hilfsorganisation vor Ort. Das Wichtigste für die Bevölkerung seien nun „sichere Korridore für die Flucht der Menschen und den Herantransport von Hilfsgütern und Medikamenten“. Doch auch der Weitertransport der so dringend benötigten Spenden in umkämpfte Gebiete sei gefährlich und eine besondere Herausforderung. Als Folge von Hunger, Kälte und mangelnder Hygiene in den betroffenen Regionen werde der medizinische Bedarf der Bevölkerung weiter steigen.
Einen Versorgungsbedarf für den stationären Sektor beschrieb auch Professor Dr. med. Axel Haverich: Krankenhäuser und Unikliniken ständen bereit für die Weiterbehandlung von Kriegsverletzten – vor allem die Menschen mit schweren Mehrfachverletzungen. „Wir erwarten, dass erstversorgte Verletzte über das in der Corona-Pandemie erprobte Kleeblatt-System auch nach Hannover verlegt werden“, so Haverich: „Darauf stellen wir uns aktuell ein.“ Andererseits seien viele chronisch Kranke unter den Flüchtenden, berichtete der Arzt. Für diese Menschen müsse man zusätzlich „ambulante, vielleicht auch stationäre Behandlungsoptionen offenhalten“. Der Klinikdirektor gab zu bedenken, dass darüber hinaus Unterbringungsmöglichkeiten vorhanden sein müssten, um Betroffene zwischen zwei Behandlungen zu versorgen. Die MHH erwägt deswegen zum Beispiel Kooperationen mit Reha-Einrichtungen.