Reinhardt: Neben Inzidenz weitere Kriterien für Aktivierung der Corona-Notbremse nötig

Berlin - Für Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt sind bundeseinheitliche Regeln für eine Corona-Notbremse „längst überfällig“. Allerdings sollten neben dem Inzidenzwert noch weitere Kriterien herangezogen werden, um diese Notbremse zu aktivieren, betonte er gegenüber der Rheinischen Post (20.04.2021).

„Der Inzidenzwert allein sagt nichts über die tatsächliche Krankheitslast aus, da Infektionen häufig ohne oder mit nur geringen Symptomen verlaufen.“ Hinzu komme die Dunkelziffer, die abhängig von der Art und Zahl der Tests, der Teststrategie und den Möglichkeiten zur Kontaktnachverfolgung variieren könne. Aus medizinischer Sicht müssten vielmehr weitere epidemiologische Daten berücksichtigt werden, bevor eine Entscheidung über eine Lockerung oder Verschärfung von Schutzmaßnahmen getroffen werden könne. Dazu zähle beispielsweise die Zahl der täglichen Neuaufnahmen von Corona-Intensivpatienten sowie die Anzahl intensivpflichtiger und invasiv beatmeter Patienten der letzten sieben Tage. Diese Zahlen vermittelten nicht nur ein aussagekräftigeres Bild des aktuellen Infektionsgeschehens.

„Auf Grundlage dieser Daten aus der intensivmedizinischen Versorgung ließe sich auch ein Prognoseindex über den erwartbaren Pandemieverlauf der kommenden Wochen erstellen. Statt immer nur zu reagieren, könnten wir dann rechtzeitig geeignete Eindämmungsmaßnahmen veranlassen. Je exakter und differenzierter diese Maßnahmen begründet werden, desto größer dürfte die Akzeptanz in der Bevölkerung ausfallen“, sagte BÄK-Präsident Reinhardt.