Weltärztebund mahnt: Gesundheitsberufe müssen Priorität der WHO bleiben

Weltärztebund

Der Weltärztebund (World Medical Association, WMA) mahnt, bei der Umstrukturierung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Gesundheitsberufe weiter im Fokus zu behalten.

In einer auf der Generalversammlung in Porto (8. – 11. Oktober 2025) verabschiedeten Entschließung warnt der WMA vor Kürzungen in der WHO-Abteilung für Arbeitskräfte im Gesundheitswesen sowie vor einer Verlagerung des Standorts aus der Region Genf. Eine solche Maßnahme würde den Austausch mit Berufsverbänden und Partnerinstitutionen erheblich erschweren und die zentrale Rolle dieses Bereichs innerhalb der WHO schwächen.

Neben der dringlichen Entschließung zur WHO verabschiedete die Generalversammlung zahlreiche weitere Stellungnahmen und Resolutionen zu zentralen berufsethischen und gesundheitspolitischen Fragen. So wurde unter anderem eine unter Federführung der Bundesärztekammer überarbeitete Stellungnahme zu Interessenkonflikten von Ärztinnen und Ärzten beschlossen. Sie benennt praxisnahe Empfehlungen, wie sich Interessenkonflikte in der ärztlichen Tätigkeit vermeiden lassen.

Überarbeitet wurde auch das „Statement on Scope of Practice, Task Sharing and Task Shifting“. Darin werden zentrale Leitlinien für die Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe formuliert. Zugleich wird betont, dass Patientinnen und Patienten stets eindeutig wissen müssen, ob sie ärztlich behandelt werden oder von anderem medizinischen Fachpersonal. Hintergrund ist unter anderem die Einführung des neuen Berufsbildes „Physician Associate“ im Vereinigten Königreich.

In einer Stellungnahme zum Wohlbefinden sowie in einer Stellungnahme zur psychischen Gesundheit von Ärztinnen und Ärzten hebt die WMA hervor, dass der Schutz der eigenen Gesundheit eine wesentliche Voraussetzung für Patientensicherheit ist. Nach zehn Jahren wurde zudem die Erklärung zu Transpersonen aktualisiert. Sie unterstreicht, dass Genderinkongruenz nach der WHO-Klassifikation ICD-11 keine Krankheit darstellt, verurteilt sogenannte „Konversionstherapien“ und gibt Empfehlungen zur medizinischen Begleitung transidenter Menschen.

Ein breiter Raum wurde der Situation im Gazastreifen eingeräumt. In einer von der Bundesärztekammer mitgestalteten Resolution verurteilte die WMA die Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in Gaza und forderte die uneingeschränkte Einhaltung der Genfer Konventionen.

Zudem hat die kenianische Allgemeinärztin Dr. Jacqueline Kitulu in Porto das Amt der WMA-Präsidentin für ein Jahr übernommen. In ihrer Antrittsrede rief Kitulu zu globaler Solidarität unter Ärztinnen und Ärzten auf, betonte die Bedeutung von Mentoring-Programmen in der ärztlichen Ausbildung und sprach sich für eine konsequente Stärkung der Primärversorgung weltweit aus.

Mit dem Wiedereintritt der kanadischen Ärztevereinigung sowie der Aufnahme der Ärztekammer des Libanon und des iranischen Ärzterates zählt der Weltärztebund nun 118 Mitgliedsorganisationen und bleibt damit die weltweit umfassendste Vertretung ärztlicher Organisationen.