ÄKWL für mehr Medizinstudienplätze und Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgungsplanung

Kammerversammlung: Deutliche Worte an neue NRW-Landesregierung
Westfalen-Lippe

Münster - Deutliche Worte richtete die westfälisch-lippische Ärzteschaft bei ihrer Kammerversammlung an die designierte schwarze-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen und forderte von der Politik eine am Versorgungsbedarf orientierte Gesundheitsversorgung. Kammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle plädierte vorrangig für die Schaffung von mehr Medizinstudienplätzen sowie eine regionale bedarfsgerechte Versorgung, die ambulante und stationär verzahnt.

Gehle: „Wir müssen und können uns eine ausreichende Anzahl von Medizinstudienplätzen leisten, um genügend medizinischen Nachwuchs zu generieren.“ Dafür sei es nötig, die nach der Wiedervereinigung gestrichenen Medizinstudienplätze wieder neu einzurichten. Zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung gab es in Deutschland 15.000 Studienplätze für Medizin, jetzt seien es noch knapp 10.000. „Die Erhöhung der Studienplätze in Bielefeld und Witten durch die alte Landesregierung reicht nicht aus.“ Das Parlament der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) hatte bereits im letzten Jahr gefordert, 3000 zusätzliche neue Studienplätze der Humanmedizin zu schaffen.

Auch für die zukünftige Ausgestaltung der Versorgungslandschaft gilt nach den Worten von ÄKWL-Präsident Gehle: „Die Politik muss schnell liefern. Wir fordern eine regionale bedarfsgerechte Versorgung, die ambulant und stationär verzahnt. Die ambulante Bedarfs- und die stationäre Krankenhausplanung müssen zu einer sektorenübergreifenden Versorgungsplanung weiterentwickelt werden.“ Versorgungsbrüche an den Sektorengrenzen müssten überwunden werden, um eine flächendeckende Grundversorgung sicherzustellen zu können. „Das erfordert regionale, wohnortnahe und sektorenübergreifende Kooperationen.“

Zudem sprach sich Gehle für mehr Engagement der Landespolitik bei der Krankenhausfinanzierung aus. In allen Kliniken des Landes müssten in den nächsten fünf Jahren erhebliche finanzielle Anstrengungen erfolgen, um in allen Krankenhäusern die dringend notwendigen Investitionen in Ausstattung und Personal ermöglichen zu können. „Die Investitionsmittel müssen aber dauerhaft das erforderliche Niveau erreichen, wenn die neue Krankenhausplanung nachhaltig erfolgreich sein soll. Wir erwarten von der neuen Landesregierung aber auch, dass sie sich auf Bundesebene für die längst überfällige Reform der Krankenhausvergütung einsetzt. Wenn die massiven Fehlanreize des DRG-Systems fortbestehen, laufen alle Bemühungen des Landes um eine bessere Struktur der Krankenhausversorgung ins Leere.“

Erfreut zeigte sich Kammerpräsident Gehle über das klare Bekenntnis der Landespolitik zur Stärkung des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). „Es ist ja nicht so, dass hier nichts geschehen wäre.“ Aus dem Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst wurden im nordrhein-westfälischen ÖGD inzwischen 470 neue Stellen geschaffen, davon 80 ärztliche Stellen. „Doch es bleibt weiterhin auf absehbare Zeit dringender Förderbedarf. Der ÖGD muss wieder zu einem attraktiven Arbeitsplatz für Ärztinnen und Ärzte und zu einer tragfähigen dritten Säule des Gesundheitswesens werden.“

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