Wie „kritische Freunde“ die Patientensicherheit erhöhen
Die Bundesärztekammer legt eine überarbeitete Fassung ihres Leitfadens und des zugehörigen Fortbildungscurriculums zum Peer-Review vor. Neuer Name: PRiM – „Peer Review in der Medizin“.
„PRiM ist gelebte Qualitätskultur in der Patientenversorgung“, sagt Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. „Es bietet den Raum, Qualitätssicherung praxisnah weiterzuentwickeln und auf diese Weise zu stärken.“
Peer-Review-Ansätze nutzen den kollegialen Austausch: „Peers“ sind fachlich qualifizierte Personen, die mit dem Team auf einer Station oder in einer Praxis die dort üblichen Behandlungsabläufe durchgehen. In der Haltung eines kritischen Freundes arbeiten sie im gemeinsamen Gespräch heraus, was besonders gut funktioniert – und wo Risiken bestehen.
Gesetzlich vorgeschrieben ist dieses Rückmeldesystem nicht, aber viele Einrichtungen führen den angeleiteten Peer-Diskurs freiwillig durch, um Behandlungsabläufe zu verbessern und Patientensicherheit zu erhöhen. „In Rahmen von Selbstverpflichtung auf gemeinsame Verantwortung zu setzen, wird dem hohen Anspruch der Gesundheitsberufe an ihre Arbeit gerecht“, betont Dr. Susanne Johna, Vize-Präsidentin der Bundesärztekammer und Vorsitzende des Ausschusses „Qualitätssicherung und Patientensicherheit“. „Wir fördern auf diese Weise lebenslanges Lernen und ein Klima, das Kritik als wertvollen Impuls zur Verbesserung begreift. Das meinen wir, wenn wir sagen: PRiM ist mehr als Qualitätssicherung: PRiM etabliert eine neue Qualitätskultur.“
Akteure der Selbstverwaltung diskutieren nun, ob solche beobachtenden, „qualitativen Instrumente“ die aktuell vorgeschriebenen datengestützten Verfahren zumindest teilweise und weiterhin auf freiwilliger Basis ersetzen könnten. Möglich ist das gemäß den Normen für Qualitätssicherung nur, wenn Methoden und Ergebnisse nachvollziehbar sind. Genau wie bei PRiM: Hier werden die Peers nicht nur strukturiert fortgebildet, sie sollen im Nachgang auch Auskunft geben, „inwiefern konkrete Verbesserungsprozesse und Maßnahmen auf den Weg gebracht werden konnten“, wie es in dem Leitfaden heißt.
„Ärztinnen und Ärzte verbringen viel Zeit mit Dokumentation, ohne dass für sie ersichtlich wäre, ob das die Behandlungsqualität verändert“, erklärt Dr. Hans-Jörg Bittrich, ebenfalls Vorsitzender des Ausschusses. „Das ist bei PRiM anders, Effekte sind offensichtlich – es ist die Chance für Qualitätssicherung, ihren guten Ruf zu erhalten.“