Definition und Grundlagen

„Ärztliches Peer Review ist definiert als kritische (Selbst-)Reflexion des ärztlichen Handelns im Dialog mit Fachkollegen – unter Verwendung eines strukturierten Verfahrens mit dem Ziel einer kontinuierlichen Verbesserung der Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung.“

(Curriculum der Bundesärztekammer)

Peer Review

Das Ärztliche Peer Review ist ein Instrument der freiwilligen Qualitätssicherung und der kollegialen Qualitätsförderung. Einfach gesagt geht es bei diesem Verfahren darum, dass ärztliche Kollegen andere Kollegen bitten, Ihnen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Anschließend werden die Beobachtungen auf Augenhöhe im wertschätzenden Dialog besprochen – ganz ohne Sanktionierung oder den von vielen befürchteten „erhobenen Zeigefinger“.

Peer

Der „Peer“ (englisch für Ebenbürtiger oder Gleichgestellter) ist unabhängig und verfügt über gleiches Fachwissen und Erfahrung wie die Person aus der begutachteten Eichrichtung. Er agiert innerhalb des Verfahrens als „kritischer Freund“ und kollegialer Berater. Das Peer-Team, das eine Einrichtung besucht, ist interdisziplinär und interprofessionell (also ärztlich und pflegerisch) besetzt, um mit den besuchten Peers auf Augenhöhe kommunizieren zu können. Der Begriff des Peers wird innerhalb des Verfahrens somit unterschiedlich verwendet: Es kann sowohl der Begutachter als auch der zu Begutachtende gemeint sein.

In einer Schulung lernen zukünftige Peers neben der eigentlichen Durchführung des Peer Reviews auch, wie sie kommunizieren, sodass nicht der Eindruck eines Belehrenden entsteht. Die Entwicklung dieser Fähigkeit ist ganz besonders wichtig, da die Qualität eines Peer Reviews sehr stark von  den kommunikativen Kompetenzen der Peers abhängt. Weitere Informationen zur Schulung finden Sie hier: Link zu „Schulung zum Peer“

Geschichte des Peer Reviews

Peer Reviews in Form von Vor-Ort-Besuchen werden hauptsächlich in Krankenhäusern und Arztpraxen durchgeführt. Zunächst wurde das Verfahren in Krankenhäusern implementiert, aber inzwischen werden auch mehr und mehr Peer Reviews für Arztpraxen angeboten. Das Verfahren entwickelte sich im Laufe der Zeit von einem rein ärztlich fokussierten zu einem interprofessionellen Ansatz, der neben ärztlichen auch pflegerische Handlungsabläufe betrachtet. Das „Herzstück“ des Peer Reviews – der sogenannte kollegiale Dialog auf Augenhöhe – ist keine Neuerfindung, sondern „bewährte ärztliche Tugend“ und die Urform ärztlicher Qualitätssicherung. Erste Anfänge in der Entwicklung hin zu einem medizinischen Qualitätssicherungsverfahren gab es bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA. In Deutschland war das Ärztliche Peer Review lange Zeit weitgehend unbekannt, während sich das Verfahren in den europäischen Nachbarländern bereits seit den achtziger Jahren mehr und mehr durchsetzte. Jedoch wurde u.a. in einem vom Bundesministerium für Gesundheit unterstützten Projekt überprüft, ob es auch hierzulande Erfolg haben könnte. Das Verfahren konnte sich dann insbesondere in den letzten zehn Jahren durch den Einsatz besonderer ärztliche Initiativen wie der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) sowie der Initiative Qualitätsmedizin (IQM)  etablieren und unter Beteiligung der Bundesärztekammer auf systematischer Basis  weiterentwickelt werden.