Ärzteschaft fordert MFA-Solidaritätsbonus

Gesundheitspolitik

Berlin - „Die aktuelle Diskussion um die Abfederung der stark steigenden Energiepreise und der allgemeinen Kosten konzentriert sich viel zu sehr auf die großen Unternehmen. Dabei gerät vollkommen aus dem Blick, dass auch kleinere Arbeitgeber, wie beispielsweise Arztpraxen und deren Mitarbeiter, unter der hohen Inflation leiden.“ Das erklärt Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. Wenn die Politik hier nicht gegensteuere, drohten im schlimmsten Fall Einschränkungen bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung.

Reinhardt rief den Gesetzgeber dazu auf, insbesondere den Medizinischen Fachangestellten (MFA) endlich die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdienen. „Die Ärztinnen und Ärzte wissen ganz genau, was sie an ihrem Fachpersonal haben. Viele Praxisinhaber wären sicher gern bereit, ihre MFA in diesen schwierigen Zeiten durch Bonuszahlungen zu unterstützen. Gleichzeitig müssen sie selbst aber gerade starke Einbußen verkraften. Daher ist es jetzt an der Zeit, dass die Politik Verantwortung übernimmt und einen MFA-Solidaritätsbonus beschließt“, forderte der BÄK-Präsident. Dieser könne über die Arztpraxen an die Mitarbeiter weitergeben werden.

Auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte stünden aufgrund der jüngsten Entwicklungen unverschuldet unter besonderem wirtschaftlichem Druck. So träfen im Gesundheitswesen die hohen Kostensteigerungen auf reglementierte Preise, weshalb diese nicht mehr über die reguläre Vergütung ausgeglichen werden könnten.

"Die Punktwertsteigerung von zwei Prozent, die der Erweiterte Bewertungsausschuss für das kommende Jahr beschlossen hat, bleibt deutlich hinter der Inflation zurück. Für das Jahr 2024 fordern die Krankenkassen sogar eine Nullrunde. Das ist ein absoluter Affront. In Anbetracht einer Inflationsrate von etwa acht Prozent läuft eine Nullrunde auf eine erhebliche wirtschaftliche Belastung in der ambulanten Versorgung hinaus. Bei vielen Praxisinhabern reduziert sich durch die steigenden Kosten der Praxisertrag in erheblichem Umfang“, so Reinhardt.

Erschwerend komme hinzu, dass der vertragsärztlichen Versorgung durch die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach geplante Streichung der Neupatientenregelung zusätzlich rund 400 Millionen Euro entzogen würden. „Das Verhalten der Krankenkassen ist absolut unverantwortlich, sie gefährden dadurch vorsätzlich die Patientenversorgung“, so BÄK-Präsident Reinhardt.

Das könnte zudem dazu führen, dass Ärztinnen und Ärzte unter wirtschaftlichem Druck Praxismitarbeiter entlassen müssen. „Das träfe dann mit den MFA gerade diejenigen, die in den letzten Jahren einen enormen Beitrag zur Bewältigung der Coronapandemie geleistet haben. Nachdem die Politik ihnen schon den Coronabonus verwehrt hat, düpiert sie diese systemrelevante Berufsgruppe ein weiteres Mal“, kritisierte Erik Bodendieck, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen/Medizinischen Fachangestellten.

Logische Folge eines solchen Personalabbaus in den Praxen sei eine Einschränkung der Sprechstundenzeiten. „Auch ein Praxisinhaber kann die Grundprinzipien wirtschaftlichen Handelns nicht auf Dauer ignorieren. Weniger Personal bedeutet weniger Termine für die Patientinnen und Patienten. Damit stehen am Ende alle schlechter da. Die politisch Verantwortlichen haben es jetzt in der Hand, den drohenden Versorgungseinbruch zu verhindern“, so Bodendieck.