Appell an Politik: Kinder- und Jugendmedizin braucht bessere Rahmenbedingungen

Baden-Württemberg

Die Situation in der Kinder- und Jugendmedizin ist zunehmend angespannt, Pädiaterinnen und Pädiater arbeiten in den Kliniken und Arztpraxen an der Belastungsgrenze. Das kann die hochwertige Versorgung der Kinder und Jugendlichen im Südwesten ernsthaft gefährden. Die Landesärztekammer Baden-Württemberg möchte daher gemeinsam mit Politik und Gesellschaft für bessere Rahmen- und Arbeitsbedingungen sorgen: „Kinder und Jugendliche gehören zu den vulnerablen Personengruppen. Eine gute ärztliche Versorgung der Kinder und Jugendlichen hat für uns alle hohe Priorität.“, konstatiert Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg. 

So ist zum einen der Medikamentenmangel gerade während Infektwellen ein Problem; oft genug wird es für Eltern zur Herausforderung, beispielsweise Fiebersaft und andere Arzneimittel für das kranke Kind zu beziehen. Darüber hinaus werden während solcher saisonaler Erkrankungsspitzen die Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte sowie ihre Behandlungsteams durch hohe Patientenzahlen besonders stark beansprucht. Die Folge sind Terminmangel und Fließbandmedizin.

Aber auch jenseits saisonaler Probleme gibt es Strukturdefizite im Kinder- und Jugendbereich: Im stationären Sektor sind Kinderkliniken, wo bereits an vielen Stellen qualifizierte Fachkräfte für medizinische und pflegerische Betreuung fehlen, finanziell gefährdet. „Kliniken müssen nicht selten die Schließung von Kinderbetten verkraften und ‚Mangel verwalten‘“, konstatiert der Kammerpräsident.

Im ambulanten Bereich haben viele Eltern inzwischen Schwierigkeiten, überhaupt noch eine Kinderärztin beziehungsweise einen Kinderarzt zu finden – auch hier müssen inzwischen viel längere Fahrtwege in Kauf genommen werden. Darüber hinaus sehen sich Ärztinnen, Ärzte und Praxisteams mit überbordender Bürokratie konfrontiert.

Folge dieser Entwicklungen ist sowohl in Praxis wie Klinik, dass freiwerdende Stellen in der Pädiatrie oft nicht oder nur sehr verzögert nachbesetzt werden können: „Es fehlen die, die nachrücken sollen – und für die, die da sind, wird die Situation immer mehr zu Belastung“, fasst Dr. Miller zusammen.

Die Südwest-Ärzteschaft befindet sich im intensiven Dialog mit der Politik; so ist die Landesärztekammer fest in die Kinder- und Jugendgipfel der Landesregierung integriert. Alle Akteure arbeiten auch weiterhin konstruktiv zusammen, um die Situation zu verbessern – für Ärztinnen und Ärzte, für Eltern und vor allem für alle Kinder und Jugendlichen.

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