Die medizinische Versorgung in Sachsen-Anhalt

Gemeinsame Pressemitteilung der Ärztekammer Sachsen-Anhalt und der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt

Der Patient: die medizinische Versorgung in Sachsen-Anhalt. Die Symptome: überlastet und unterfinanziert. Die Diagnose: die flächendeckenden Strukturen sind akut gefährdet. Die Therapie: eine Gesundheitspolitik, die auf ärztlichen Sachverstand zurückgreift.

Es ist nicht gut bestellt um die Gesundheit der medizinischen Versorgung, sie sei ziemlich angeschlagen. Das betonen der Präsident der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, Prof. Uwe Ebmeyer, und Dr. Jörg Böhme, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt. Beim diesjährigen parlamentarischen Abend „Grillen bei Doctor Eisenbarth“ geht es um das Thema „Akut gefährdet: die medizinische Versorgung in Sachsen-Anhalt“. Dazu haben die beiden ärztlichen Selbstverwaltungen am 23. August 2023 wieder Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Ärzteschaft auf das Areal des Hauses der Heilberufe eingeladen. 

Mangel an Ärzten und medizinischem Fachpersonal, Unterfinanzierung, eine unausgereifte und schleppende Digitalisierung sowie eine exorbitant ausufernde Bürokratie setzen dem Gesundheitswesen zu – in allen Sektoren und Arbeitsfeldern.

„Es fehlt im gesamten Gesundheitswesen an Ärzten und ärztlicher Arbeitszeit, egal ob im haus- oder fachärztlichen Bereich“, resümiert Prof. Ebmeyer und erklärt: „Etwa ein Drittel der Ärzte sind 60 Jahre und werden in den nächsten Jahren nicht mehr für die Versorgung zur Verfügung stehen. Weiterhin steigt der Bedarf, da der Anteil an Teilzeittätigen auch in der Ärzteschaft steigt. In der Gesamtbetrachtung ergibt sich für Sachsen-Anhalt ein Bedarf von ca. 420 bis 440 jungen Ärzten, jedes Jahr.“ Bei durchschnittlich nur gut 370 Absolventen beider medizinischer Fakultäten werde schnell klar, dass der Bedarf nicht ohne Weiteres zu decken ist. „Der Umstand, dass zwei Jahre nach dem Medizinstudium nur gut 40 Prozent der Absolventen noch in Sachsen-Anhalt ärztlich tätig sind, frustriert. Es zeigt, dass der Bedarf nicht allein mit Hochschulabsolventen gedeckt werden kann und dass die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung eines gemeinsamen Kraftaktes bedarf“, so der Kammerpräsident. 

Damit die medizinische Versorgung sichergestellt werden kann, müsse die Politik für bessere Rahmenbedingungen sorgen, da sind sich Prof. Ebmeyer und Dr. Böhme einig. „Wir brauchen mehr Ärzte und daher auch mehr Medizinstudienplätze. Nicht nur zugesichert im Koalitionspapier oder gesagt gegenüber den Medien, sondern umgesetzt in die Tat. Und für Ärzte muss eine Tätigkeit im Land attraktiver werden.  Überall in Sachsen-Anhalt – aber vor allem im ländlichen Raum“, so Dr. Böhme. Ein wichtiges Zeichen wäre es, die ärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen zu entbudgetieren. „Es kann nicht sein, dass ein Mehr an Leistungen eine Quotierung der Vergütung zur Folge hat. Ganz zu schweigen von den steigenden Praxis-, Personal- und Investitionskosten, die ausgeglichen werden müssen.“

Schon heute versuchen Ärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung mit verschiedenen Projekten wie „Raus aus der Schule – Rein in die Medizin“, gemeinsam notwendige Änderungen herbeizuführen. „Unsere Mittel und Zuständigkeiten sind jedoch begrenzt. Vielmehr müssen und wollen wir gemeinsam mit Politik, Fakultäten, Verwaltungen und Gemeinden Lösungen finden. Hierfür stehen wir mit unserer ärztlichen Expertise jederzeit zur Verfügung“, stellt Prof. Ebmeyer klar. 

„Das Arztsein wäre schon um einiges einfacher, wenn die Praxen nicht immer wieder nicht-funktionierende digitale Anwendungen übergestülpt bekommen würden“, kritisiert Dr. Böhme die Digitalisierungsstrategie des Bundes. Das Digitalisieren des Gesundheitswesens sei wichtig und richtig, der ambulante Bereich wolle sich untereinander und mit dem stationären Bereich digitaler austauschen. Das vereinfache vieles, davon profitieren alle Seiten, auch die Patienten. Doch aktuell werden die Praxen immer wieder als Testlabore für Neuerungen genutzt, ohne die Praxen vorher in Entwicklungsprozesse einzubinden. 

Es brauche alle Beteiligten, um die medizinische Versorgung in Sachsen-Anhalt für die Zukunft zu stabilisieren. Die Ärzte, Psychotherapeuten und das medizinische Personal im ambulanten und stationären Bereich werden ihren Beitrag leisten, da sind sich Prof. Ebmeyer und Dr. Böhme sicher. Die ärztlichen Selbstverwaltungen werden wo möglich unterstützen. Nun liege der Ball bei der Politik auf Landes- und Bundesebene.

www.aeksa.de