Saarland: „Jetzt weiter entschlossen handeln!“

Einheitliche strenge 2 G-Regelungen einführen, Kontakte reduzieren, impfen und AHA-Regel beachten

Saarbrücken - „Die Ärztekammer des Saarlandes begrüßt, das Land und Bund ihre Corona-Maßnahmen nachbessern wollen. Angesichts der folgenschweren Entwicklung werden die angekündigten neuen Regeln aber nicht ausreichen“, sagt San.-Rat Dr. Josef Mischo.

Bereits bei den aktuell vorliegenden Zahlen werde die medizinische Versorgung in den nächsten Wochen an die Grenze der Belastbarkeit gebracht werden „Um die entscheidende Trendwende herbeizuführen, müssen wir jetzt weiter entschlossen handeln“, so Kammerpräsident Mischo. Dringlichst gebotene Maßnahmen sind z.B.: einheitliche 2 G-Regelungen (geimpft oder genesen) als zwingende Zutrittsvoraussetzungen in den Bereichen des öffentlichen Lebens. Bei Treffen in geschlossenen Räumen oder bei denen die nötigen Abstandsmöglichkeiten nicht gewährleistet sind, müsste zusätzlich ein negativer Testnachweis gefordert werden (2 G +). Größere Veranstaltungen sollten auf ein Minimum reduziert werden.

Weitere Kontaktreduzierung notwendig
Die Vorhaben der Bundesregierung zur Verpflichtung der 3 G-Regel am Arbeitsplatz und die Wiedereinführung einer Home-Office Pflicht werden ausdrücklich unterstützt. „Diese Kontaktreduzierung allein reicht bei einem Reproduktionsfaktor von 1,2 bis 1,4 bei weitem nicht aus. Notwendig sind Kontaktbeschränkungen um bis zu 30 Prozent, sowie eine nochmalige deutliche Erhöhung der Impfquote“, fordert Josef Mischo.

Impfen und AHA-Regeln beachten
Die Ärztekammer appelliert an alle noch ungeimpften Menschen dringlichst, sich rasch immunisieren zu lassen. „Die Risiken der Impfung sind dramatisch niedriger als das Risiko, an Covid-19 zu erkranken und zu versterben. Jeder kann und sollte seine Sorgen und Ängste mit einem Arzt besprechen und danach eine verantwortungsbewusste Entscheidung treffen“, betont Kammerpräsident Dr. Mischo. „Insbesondere bei der vorherrschenden Delta-Variante benötigen wir nach aktueller Studienlage zum Erreichen einer Herdenimmunität eine Impfquote von 90 Prozent“.

Gleichzeitig dürfe die Impfung aber auch nicht zu einer trügerischen Sicherheit führen. Auch Geimpfte können das Virus übertragen. „Die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Schutzmasken tragen) werden gerade jetzt - bei der immer größer werdenden akuten Bedrohung – leider weniger beachtet, meint Dr. Josef Mischo. „Elementar wichtig sind Abstand halten, Hygiene beachten, im Alltag Maske tragen und regelmäßig lüften.“

Impfplicht für verschiedene Berufsgruppen
„Die Maßnahmen zur Verringerung des Infektionsgeschehens sollten mit einer Impfpflicht für jene Personengruppen flankiert werden, die beruflich mit Kranken, Geschwächten und Menschen, die sich nicht impfen lassen können, zu tun haben“, stellt Dr. Mischo fest. Konkret gehe es hier um Personal im Gesundheits- und Pflegebereich, um Pädagoginnen und Pädagogen in Schulen oder Kitas etc., sowie um staatlichen Institutionen, wie der Polizei.

Auffrischungsimpfung gegen COVID-19
Seit September werden Auffrischungsimpfungen, auch Booster-Impfung genannt, angeboten. Laut Coronavirus-Impfverordnung können grundsätzlich alle Impfberechtigten ihren Impfschutz kostenlos auffrischen lassen. Besonders Personen, die 70 Jahre oder älter sind, Bewohnerinnen und Bewohner von stationären Pflegeeinrichtungen sowie Menschen mit Vorerkrankungen oder Immunschwäche sollten sechs Monate nach der Zweitimpfung eine Auffrischungsimpfung erhalten. Denn bei diesen Personengruppen (sogenannte „Low Responder“) kann es vermehrt zu einer reduzierten oder schnell nachlassenden Immunantwort nach einer vollständigen COVID-19-Impfung kommen.
Falls die STIKO heute ihre Impfempfehlung auf alle Berechtigten erweitere, müsste die Organisation dieser „Boosterimpfungen“ detaillierter koordiniert werden.

Die saarländische Ärzteschaft unterstützt nachdrücklich die gemeinsame Erklärung der Bundesärztekammer, der Deutschen Krankenhausgesellschaft, des Deutschen Pflegerates, der Bundespflegekammer und des Verbandes medizinischer Fachberufe zum Schutz des Gesundheitswesens vor Überlastung. Aktuelle Hochrechnungen gehen in den nächsten Tagen und Wochen von 60.000 und mehr Infizierten pro Tag aus. Bis zu 270.000 Patienten wären potenziell intensivpflichtig. Prognostiziert werde schließlich, dass bundesweit täglich 400 bis 500 Menschen an ihrer Covid-19-Erkrankung sterben könnten. Zu 85 Prozent würden das Ungeimpfte sein.

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