Online-Ärztetag – zwei Tage geballte Medienpräsenz

Der 124. Deutschen Ärztetag war ein Novum – in vielerlei Hinsicht: Verkürzt auf zwei Tage kamen die 250 Abgeordneten aus 17 Landesärztekammern ausschließlich virtuell zusammen. Ursprünglich sollte das Ärzteparlament in Rostock tagen, doch musste die Veranstaltung schließlich pandemiebedingt online stattfinden – und es funktionierte reibungslos. Wer befürchtet hatte, ein digitaler Ärztetag werde „der Arbeit der Delegierten nicht gerecht und intensive Diskussionen kämen nicht zustande, sah sich eines Besseren belehrt“, fasste das Deutsche Ärzteblatt zusammen.

Trotz bislang ungewohnter Online-Version stieß der Ärztetag auf eine enorme mediale Resonanz: Mehr als 180 Journalistinnen und Journalisten hatten sich akkreditiert und verfolgten per Livestream die berufspolitischen und medizinisch-ethischen Debatten des Ärztetags. Damit waren mehr Medienvertreter bei einem Ärztetag dabei als jemals zuvor. Darunter waren Korrespondenten und Reporter überregionaler Printmedien, deutschlandweiter öffentlich-rechtlicher und privater Rundfunkanstalten, Nachrichtenagenturen, zahlreicher regionaler Rundfunksender und Tageszeitungen von Nordsee-Zeitung über Magdeburger Volksstimme bis Stuttgarter Nachrichten sowie Fachpresse.

Alle wichtigen Entscheidungen des Ärztetags wurden in Pressemitteilungen aufbereitet. Ergänzt wurden diese im YouTube-Kanal der Bundesärztekammer mit Video-Zusammenfassungen von Vorträgen und Gesprächen der Referenten, Grußworte sowie vertiefenden Interviews. Twitter-Nutzer konnten den Ärztetag nahezu in Echtzeit verfolgen. Insgesamt 107 Tweets informierten die rund 18 800 Follower von @BAEKaktuell live über die Ereignisse.

Medienberichte – sachlich, ohne Polemik

Große Aufmerksamkeit erhielt die Eröffnungsveranstaltung mit einer Videobotschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie den Reden von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt. Im Fokus der Berichterstattung standen vor allem die Top-Themen „Lehren aus der Covid-19-Pandemie“ und „ärztliche Suizidbeihilfe“. Allein die Tagesschau berichtete insgesamt zehnmal, der Deutschlandfunk siebenmal und die großen Tageszeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und Süddeutsche Zeitung jeweils fünfmal innerhalb weniger Tage vom Online-Ärztetag.

Sachlich, ohne Polemik berichteten die Medien von den parlamentarischen Debatten, in denen die Stärken und vor allem aber die Schwächen des Gesundheitssystems – deutlich aufgezeigt durch die Pandemie – offen benannt und diskutiert wurden. „Noch nie zuvor [kamen] so viele Ärzte zu Wort wie im vergangenen Jahr. Sie haben das Coronavirus erklärt, wie man sich schützen kann und wie die Belegung der Intensivstationen ist. Beim Online-Ärztetag geht es aber nicht nur um die Pandemie“, betonte der Bayerische Rundfunk.

Zahlreiche Medienvertreter registrierten die Diskrepanz zwischen einer zunehmenden Kommerzialisierung, dem damit verbundenen Kostendruck in der Gesundheitsversorgung und der zugleich (lebensrettenden) Notwendigkeit, während einer Pandemie auf ein starkes Gesundheitswesen zugreifen zu können. „Immer mehr Ärzte geraten in schwer auflösbare Zielkonflikte“, betonte die FAZ. „Pandemie zeigt Defizite ‚wie im Brennglas‘“ und „Gesundheitssystem geradezu kaputtgespart“ titelten etwa Tagesschau und Dresdener Morgenpost.

Als „überfällige Mahnung“ bewertete das Main-Echo die parlamentarischen Debatten mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl. Diese „machten den Gesundheitspolitikern hierzulande einmal mehr deutlich, dass nach den wohlfeilen Worten in diesen Corona-Monaten jetzt zwingend weitere Taten folgen müssen – und dass die Ärzte als eine wichtige Säule unserer Gesundheitsversorgung in diesem Bundestagswahljahr genau hinschauen werden, welche Parteien […] wirklich etwas tun.“

Redebedarf für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen

Auch die Südwest Presse kommentierte und zollte der Ärzteschaft Anerkennung für ihren Einsatz in der Pandemie und darüber hinaus: „Wenn noch Imagewerbung für den Arztberuf nötig gewesen sein sollte, hat die Pandemie dafür gesorgt. Zusammen mit den Pflegekräften gelten die Mediziner als die, die seit Monaten an vorderster Front gegen Covid-19 stehen und die Grenzen der eigenen Belastbarkeit immer wieder austesten mussten. […] Alles in allem […] haben die Mediziner ihren Beitrag dazu geleistet, dass das Gesundheitssystem dem Druck der Pandemie standgehalten hat. Trotzdem gibt es Redebedarf. […] Die Notwendigkeit, das Gesundheitswesen fortzuentwickeln, es zukunftssicher zu machen, bleibt.

Durchweg zustimmend reagierten die Medien auf die Forderung der Ärzteschaft nach einer Krankenhausstrukturreform. So begrüßte der Kölner Stadtanzeiger den Ansatz der Ärzteschaft, Krankenhausstrukturen unter dem Aspekt der besten medizinischen Versorgung zu bewerten und Kliniken „krisenfest“ zu machen: „Mehr Spezialisierung, aber auch mehr Reserven - das sind die Lehren aus der Pandemie“. Ähnlich kommentierte die Magdeburger Volksstimme. Der Ärztetag habe angesichts der Pandemieerfahrungen „zu Recht vor einer Ausdünnung von Klinikkapazitäten in Deutschland“ gewarnt. „Demnächst […] die Axt an die Kliniklandschaft anzulegen, wie seit Jahren gefordert wird, dürfte sich eigentlich erübrigen.“

Mit Spannung war die Debatte zum ärztlich assistierten Suizid von den Medien erwartet worden. Entsprechend gestaltete sich die Anzahl der Medienberichte. Insgesamt 42 Medien vermeldeten: „Verbot der Suizidhilfe aus Ärzte-Berufsordnung gestrichen“ und „Ärztetag hebt Verbot ärztlicher Suizidbeihilfe auf“. Viele von ihnen griffen den Ärztetagsbeschluss auf und setzten diesen in den Kontext der medizinisch-ethische Konfliktsituation von Ärztinnen und Ärzten: „Ärzte suchen ihre Rolle“ titelte die Süddeutsche Zeitung.

Die Tageszeitung Die Rheinpfalz betonte: „Schon in der vierstündigen Debatte beim digitalen Ärztetag war klar: Das Streichen eines Satzes in der Berufsordnung reicht nicht aus, um Fragen nach der ärztlichen Suizidhilfe befriedigend zu beantworten“, während der Tagesspiegel die Dauer der Debatte als Beleg betrachtete, „wie wichtig die Delegierten das Thema nahmen“. Als „wertvollen Beistand“ kommentierte die Südwest Presse und begrüßte den Ärztetagsbeschluss, mit dem nun der Weg „endgültig frei“ sei für eine sinnvolle Regelung durch den Bundestag.

Darüber hinaus griffen die Medien eine Vielzahl weiterer Beschlüsse des Ärzteparlaments auf. „Näher am Menschen“ überschrieb die Wochenzeitung Die Zeit ihren Beitrag zur dringend erforderlichen Reform des Medizinstudiums. „Ärztetag beschließt neuen Facharzt für Infektiologie“ und „Ärztetag gibt grünes Licht für Facharzt für Infektiologie“ meldeten Deutsches Ärzteblatt und Ärzte Zeitung. Beide Fachmedien berichteten ausführlich über die (Muster-)Weiterbildungsordnung, die Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung und eine sektorenübergreifende Notfallversorgung.

Eine abschließende Bilanz zum Online-Ärztetag findet sich im Deutschen Ärzteblatt: „Die Ärzteschaft hat an zwei intensiven Tagen deutlich gemacht, was für ein zukunftssicheres Gesundheitswesen getan werden muss. Im Bundestagswahljahr ein wichtiges Signal für die Politik, die hoffentlich gut zugehört hat.“

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